Angelica Lopes: Die Frauen der Familie Flores / Hanser blau

Brasilien 1918: Da ihre Männer alle früh versterben, verdienen die Frauen ihren Lebensunterhalt als Spitzenstickerinnen. Als einer die Zwangsheirat droht, sticken sie einen Code in die Spitze, um miteinander zu kommunizieren und eine Flucht zu ermöglichen. Emanzipation durch Sticken – eine wunderbare Idee und ein spannendes Weglese-Buch.

Bret Anthony Johnston: We burn daylight / C.H.Beck

1993 in Waco/Texas: Ein Sektencamp wird belagert, die Erstürmung bringt 90 Menschen den Tod. Die wahren Ereignisse werden hier aus einer menschlichen Perspektive gezeigt: Die Abhängigkeitsbeziehungen der Sektenmitglieder, die krausen Ideen des charismatisch-dümmlichen Anführers, die zarte Liebesgeschichte zweier Jugendlicher und die Diskussionen der Belagerer. Spannend und anrührend: ein echter Pageturner

Ben Shattuck: Die Geschichte des Klangs / Hanser

Zwei Musikstudenten sind in den 20er Jahren auf der Suche nach Volksliedern, die sie auf Wachszylinder pressen. Jahrzehnte später findet sie ein Frau in einer Lebenskrise. Hier geht es um die Frage: Taugt eine kurze Liebesbeziehung in der Jugend für ein erfülltes Leben oder ist es wichtiger, ein neues Leben zu beginnen, wenn das alte nicht mehr taugt. Mit seinen 100 Seiten ein wunderbares Geschenkebuch!

Marianne Ludes: Trio mit Tiger / C.Bertelsmann

Max Beckmann und seine junge Frau Quappi (geb. v. Kaulbach) leben in Amsterdam im Exil und versuchen sich mit Hilfe von Freunden, Familie und einem Nazikollaborateur durchzuschlagen. Ein tolles Buch über den weltberühmten Künstler, seine ihn lenkende Frau, über Raubkunst und jüdische unverzichtbare Experten, sog. „Ehrenarier“. Ein toller Stoff gekonnt und spannend erzählt.

Jaqueline Kornmüller: 6 aus 49 / Galiani Berlin

Die Enkelin erzählt das Leben ihrer Großmutter, einer bekannten Hotelbesitzerin aus Garmisch Partenkirchen, witzig und warmherzig. Sie erzählt vom Aufstieg vom Bauerntrampel zur lottospielenden Besitzerin des bekannten Posthotels, von verschwundenen Männern, von lebenslangen Frauenfreundschaften und vom großen Gewinn, der ihr ein Alter im Luxus erlaubt. Das muss man lesen!

T.C.Boyle: No way home / Hanser

Vom großen amerikanischen Erzähler diesmal keine Dystopie sondern eine Dreiecksgeschichte, die es in sich hat. Ein Arzt am Ende seiner Ausbildung trifft nach dem Tod seiner Mutter eine jungen Frau, der er verfällt. Das könnte gut ausgehen,

Nelio Biedermann: Lázár / Rowohlt

Das Buch ist wirklich so sensationell wie es besprochen wird. Das Leben einer ungarischen Adelsfamilie über ein ganzes Jahrhundert hinweg auf gerade mal 330 Seiten in einer so fantastischen Sprache, dass man kaum glauben kann, dass der Autor erst 22 Jahre ist. Wunderbare Spotlights, fantastische Geschichten, unglaubliche Lieben und genau recherchierte politische Verhältnisse. Das Buch des Herbstes!

Gaea Schoeters Das Geschenk / Zsolnay

Was macht ein deutscher Bundeskanzler, wenn im Land plötzlich 20.000 Elefanten auftauchen und die rechtsextreme Partei Sicherheit für die Bürger fordert? Gelungene Satire auf das bundedesdeutsche Migrationsproblem.

Sebastian Haffner: Abschied / Hanser

Neuentdecktes sprachlich brillantes Frühwerk des berühmten Historikers, das für seine Hellsichtigkeit gerühmt wird. Ein Tag mit einem jungen polyglotten Freundeskreis Anfang der 30er Jahre in Paris und mit einer Liebelei, die unter der verrinnenden Zeit leidet – für mich kein Menetekel für den drohenden Krieg..

Kristina Hauff: Schattengrünes Tal / Hanser blau

In einem Hotel im Schwarzwald taucht eine Unbekannte auf, die das familiäre und dörfliche Geflecht durch Intrigen zu zerstören droht. Spannende Unterhaltung.

Martina Behm: Hier Draussen / dtv

Bei einem Wildwechsel wird ein weißer Hirsch getötet – das gilt im Dorf als Unglücksbotschaft. Neubürger und Alteingesessene umkreisen sich, bilden Allianzen oder bekämpfen sich. Ein wunderbar erzählter Dorfroman mit kernigem Personal und allerlei Turbulenzen. Lesen!

Siân Hughes: Perlen / DuMont

Eine Mutter verschwindet spurlos und lässt die Tochter ein Leben lang unter schweren Verlustängsten leiden. Erst die Lösung des Rätsels bietet Trost. Wunderbar!

Benjamin Wood: Der Krabbenfischer / DuMont

Ein junger Krabbenfischer lebt von der Hand in den Mund und träumt von einer Musikerkarriere und einem Mädchen. Da taucht ein Filmemacher auf, der ihn und das Wattenmeer als Protagonisten in seinem Film sieht und so einen Ausweg aus dem eintönigen Leben bietet. Eine Grenzerfahrung lässt ihn schließlich über sich selbst hinauswachsen. Verdiente Nominierung zum Booker-Prize.

Textfeld: Aktuell gelesen

wenn da nicht ihr Ex auftauchen würde, der Schlimmes plant. Eine wendungsreiche Geschichte, in der alle keine Sympathieträger, sondern trotz Gewalt eher schwache Menschen sind. Super, wenn auch mit offenem Ende. Aber so ist das Leben!

Charlotte McConaghy: Die Rettung / S. Fischer

Auf einer unwirtlichen Insel südlich von Australien lebt ein Witwer mit seinen drei Kindern. Er arbeitet zusammen mit Wissenschaftlern bei der Rettung von Saatgut aus aller Welt. Als eines Tages eine Schiffbrüchige an Land gespült wird, beginnt ein spannendes Drama. Angeblich haben alle Forscher das Eiland verlassen. Sie aber entdeckt drei Gräber, ein am Felsen zerschelltes Schiff und verschwundenes Saatgut. Außerdem wurde die Funkstation zerstört. Doch wer ist diese Frau überhaupt? Ein bis zur letzten Seite superspannender Pageturner!

Claire Deya: Eine Welt nur für uns / Insel

Côte d`Azur, Ende des 2. Weltkrieges. Im Minenräumkommando für den schönsten Strand Frankreichs treffen Franzosen und deutsche Kriegsgefangene aufeinander und müssen notgedrungen zusammenarbeiten. Alle haben ihr individuelles Kriegstrauma zu verarbeiten und arbeiten aus den unterschiedlichsten Gründen an dieser gefährlichen Aufgabe. Ich bin begeistert, wie lebendig diese fast vergessene Zeit zwischen Zerstörung und Aufbruch geschildert wird.

Tan Twan Eng: Das Haus der Türen / DuMont

Somerset Maugham ist - in Begleitung seines Sekretärs und Geliebten - 1921 in Malaysia gelandet Er ist auf der Flucht vor seiner ungeliebten Frau, die ihm das Sorgerecht für die geliebte Tochter nehmen will, er hat eine Schreibblockade und finanzielle Schwierigkeiten. Auf der Insel Penang besucht er seinen Studienfreund und lernt seine Ehefrau Lesley. In langen Gesprächen schütten sie sich ihr Herz aus.

Ein einfühlsamer Roman über eine unbekannte Zeit und Welt mit gut recherchierten politischen Hintergründen. Und über zwei Menschen, die an der Engstirnigkeit ihrer Zeit verzweifeln.

 

 

 

 

Mein Buch

des Monats:

 

                                   Nelio Biedermann:  

 

 Lázár

     

  Rowohlt

Textfeld: Literatur-Lesung: hören und genießen        Ulrike Wolz       85591 Vaterstetten        08106/7255       ulrike.wolz@onlinehome.de

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